Person

Zur Person

In den Jahren 1978 bis 1998 war ich für Konzernunternehmen und Konsortien mit der Klärung der finanziellen Machbarkeit sowie mit der Verhandlung von Verträgen und Finanzierungen aller Art für Großanlagenprojekte beschäftigt. Es waren zumeist Projekte in den Bereichen der Energiegewinnung, Basischemie u. ä. in Brasilien, früherer Sowjetunion, China, Indien usw. Seit 2000 bin ich freiberuflich als Energieprojektentwickler an der Initiierung, Planung und Umsetzung von Erneuerbare-Energie-Projekten beteiligt.

Dazu gehörte 2001 der Versuch, ein Geothermiekraftwerk im Oberheingraben in Gang zu bringen sowie 2002 - 2004 die Organisation eines Solarfährennetzwerks am Bodensee. Viele Erfolge kamen ab 2007 bei der Organisation und Reorganisation von Nah- und Fernwärmeprojekten zusammen. So wurde für mich die Nah- und Fernwärmeversorgung, bei der die Arbeiten von Fachleuten für die Verwirklichung eines klaren Konzeptes koordiniert, Kapital und Kredit mobilisiert und eine umfassende Kommunikation mit Vielen aufgebaut werden muss, zu meinem Tätigkeitsschwerpunkt.

Beweggründe

Mich beschäftigt seit Jahren die Frage, warum wir als moderne Gesellschaft mit Wissen und Technologien im Überfluss die Gefahren, die von einer weiteren Eintragung unserer Treibhausgasabfälle in die erdnahe Atmosphäre ausgehen, so wenig spüren, durchdenken, diskutieren und mit einem gesunden Schutzverhalten beantworten. Das Nachdenken über diese Frage beinhaltet für mich auch Rückblicke. Welche Veränderungen kann ich im eigenen Lebensfortschritt in mir selbst und in meiner Umgebung feststellen?


Sie und ich sind zwei von inzwischen 7,47 Milliarden Menschen auf einer subjektiv immer kleiner erscheinenden Erde. Zur Zeit meiner Geburt lebten auf der Erde erst 2,3 Milliarden Menschen. Ich fühlte mich damals nicht ärmer als heute. Im Tal, in dem ich geboren wurde, gab es überwiegend Nasswiesen. In den Niederungen flogen Kiebitze, Störche spazierten über die Wiesen, und abends war die Luft mit den Rufen von tausenden Kröten erfüllt. Gingen wir an Feldern vorbei, dann flogen die Rebhühner mit klirrenden Flügelschlägen auf, so dass wir jedesmal ein wenig erschraken. Wir bewunderten die hakenschlagende Flucht der Feldhasen. Im Übergang zu den mit Hecken und Sträuchern bestandenen Feldrändern liefen Fasane, und über den Feldern stiegen trillernd die Lerchen auf.


Heute finde ich von diesem Lebensreichtum aus meiner Kindheit in diesem Tal nichts mehr. Der Bach wurde um- und tiefer gelegt. Die Wiesen wurden entwässert und größtenteils in Felder verwandelt. Hangwiesen verwandelten sich in Fichtenmonokulturen. In den Nasswiesen, wo früher die Frösche quakten und Kiebitze flogen, steht heute ein Gewerbegebiet.


Im eigenen Anwesen sind die Hühner, Enten und Gänse sowie die Pferde verschwunden (konkret: sie wurden anlässlich einer Betriebserweiterung und Umlegung alle geschlachtet). Im Gärtenhäuschen sind die Bienenstöcke leer, denn keiner hat mehr Zeit sich darum zu kümmern. Die Schweine gibt es auch nicht mehr; deren Haltung rechnet sich heute nur noch im Tausend. Es gibt nur noch Kühe, viel mehr als früher. Wahrscheinlich haben die auch keinen Namen mehr; früher hießen sie Linda, Gerda, Anna usw. Ertragssteigerung durch Spezialisierung, Normierung und Mengensteigerung lautet die Erfolgsformel der Zeit. Auch die Gemüse-, Beeren- und Blumengärten sind weitgehend verschwunden.

Die meisten Obstwiesen fielen der Flächenausdehnung zweier Gewerbebetriebe zum Opfer. Meinem Hobby als Ornithologen, der mit seinem zur Konfirmation erhaltenen Fernglas eine Vielzahl von Vogelarten aufspürte und die Erfolgszahlen dieser Streifzüge dokumentierte, würde ich unter heutigen Umständen im früheren Heimatdorf wahrscheinlich auch nicht mehr nachgehen.


Als Kind, als Student und heute noch immer frage ich mich, ob das Fortschritt ist? Was für ein Fortschritt soll dies sein, dem so viele Pflanzen und Tiere geopfert werden müssen? Setzt sich dieses permanente Sterben von Pflanzen und Tieren nicht auch schon bei unzähligen Menschen in den Krisen- und Randlagen der Erde fort? Welche Rückwirkung hat dieses zahlreiche Sterben von Pflanzen, Tieren, Menschen und natürlichen Lebensräumen auf uns selbst? Stirbt da in uns selbst nicht auch vieles ab? Ist diese Gewöhnung an fortlaufendes Sterben von Natur vielleicht auch ein wesentlicher Grund dafür, dass wir die Folgen des Klimawandels gar nicht mehr spüren und die Lebenskrisen der Menschen in den Dürre- oder Überflutungsgebieten nicht mehr wahrnehmen?

Wen die angesprochene Thematik interessiert, dem kann ich folgende Lektüre empfehlen:


"Die Berge sind so kahl geworden wie der Kopf eines Mönchs",

Dalai Lama, Herderverlag 2016

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